L1VE Treibhaus - Die Moderation: Steffen Irlinger wurde am 6.3.1967 mit dem Ball am Fuß, einem Buch in der Hand und einem Radio im Handgepäck auf die Welt losgelassen. Schon kurz darauf wurde er D-Jugend Bezirksmeister mit der Spvgg Neckarsteinach. Das Tor zur Nationalmannschaft verbaute er sich in der B-Jugend, als ich eine inhaltliche Diskussion mit dem schnauzbärtigen Übungsleiter anzettelte, weil er einen seiner 50 Meter Pässe ungenügend gewürdigt hatte. Danach war mir klar, daß wohl ein anderer Günther Netzer in der Tiefe des Raumes eingesetzt werden würde. Trotz der ein oder anderen Meinungsverschiedenheit mit den leitenden Angestellten durfte er 1986 sein Abitur bauen. Danach feilten er und Nietzsche in aller Ruhe an seiner Persönlichkeit bis der Ernst des Lebens sein übellauniges Haupt hob. Das Schicksal hat es gar nicht gut mit mir gemeint und mich nach Mannheim verschlagen. Dort mußte er im Dienste der Arbeiterwohlfahrt darbenden Industriellenwitwen die Teppichfalten geraderücken. Obwohl sie des öfteren sein ästhetisches Empfinden beleidigten, pilgerte er jedes zweite Wochenende zum Alsenweg und ist seitdem fatalistischer Anhänger des SV Waldhof Mannheim.Eines Nachts hatte er eine Erscheinung: Er saß in einer Diskussionsrunde mit Jaques Derrida, John Peel, Martin Scorsese und Jürgen von Manger. Gemeinsam überredeten sie ihn nach Bochum zu ziehen, um Film- und Fernsehwissenschaften zu studieren. Weil er sich tagsüber bei der Filmanalyse langweilte, beschloß er des nächtens in schmuddeligen Bars und verrauchten Underground-Diskotheken dem richtigen Leben bei der Arbeit zuzugucken. Er suchte sein Glück in den Redaktionsstuben der Zeitgeistpresse - und konnte es nicht finden. Eine hinterhältige Laune des Schicksals verschlug ihn dann hinter die Plattenteller eines drittklassigen Vergnügungsetablissements in Gelsenkirchen-Buer. Dort ist er dann bis auf gelegentliche Ausflüge in die Tiefen des Magazinjournalismus und seine allmonatlichen Besuche bei "Riff" in der Budengasse hängengeblieben. Die Clubs sind besser geworden, die Gagen höher, aber im Grunde meines Herzens ist er immer noch ein schreibender Punkrocker, der sich als House-DJ getarnt hat und darauf wartet, daß der Bundestrainer anruft. Aber bis dahin sitzt er mit Ingo Sänger im "Treibhaus" und wirft mit heißen Scheiben um sich.
Ingo Sänger wurde am 14. April 1968 in Dortmund geboren. Er ist zwar ein geborener 68-er, hat aber trotzdem als erstes seine Discoleidenschaft entdeckt und sich anno ´77 die "Love for Sale" von Boney M. im Supermarkt gekauft. Anschließend trat dann ABBA in sein Leben, um von Status Quo, Kiss und AC/DC abgelöst zu werden. Irgendwie ist er dann Rocker geworden.
Nebenbei mußte er natürlich zur Schule und hatte seltsamerweise Mathe als Lieblingsfach. Zwischen England Pop und Indierock hat er wie bescheuert Tapes aus dem Radio aufgenommen. Vorahnung? Dann fing das Clubleben an. Im legendären Bochumer LOGO passierte es. Hip Hop und Acidhouse. Mit großen Smiley T-Shirts und Trillerpfeifen mußte er dreimal die Woche in Clubs zwischen Bochum und Dortmund tanzen gehen. Trotzdem hat er dann sein Abitur gemacht und ein Geographiestudium in Bochum angefangen. Nebenbei fing er an, Plattenkritiken im "Marabo" zu schreiben, DJ im Bochumer LOGO zu werden und eine Radiosendung im Dortmunder Offenen Kanal mit Schwerpunkt Hip Hop/Ragga zu machen.
Hier wurde ihm bewußt, daß Musik offenbar eine Rolle in seinem Leben spielt. In dieser Zeit lernte er übrigens den damals noch langhaarigen Steffen Irlinger kennen - Ruhrgebiets Rocker eben. Naja, die DJ-Laufbahn ging dann weiter bis zu eigenen Abenden in Köln, Mühlheim und Essen in der House Disco Rote Liebe. Bei NTT Medien saßen dann auch nur Rocker rum, wo ihm die Aufgabe zugetragen wurde, den Tanzkram zu promoten. Wie gehabt House, Hip Hop, Jungle und Ragga. Mit seinem Studium ist er auch fast fertig und mit meiner langjährigen Freundin ist er immer noch nicht zusammengezogen. Ist halt kein Platz, weil überall House Maxis rumstehen. Und Rocker ist er auch noch - im Herzen.
(Quelle: WWW-Server des WDR, http://www.wdr.de)
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