HousePool® Ausgabe 06 - April/Mai 1996

Treibhaus Moderation


  L1VE Treibhaus - Die Moderation:

  Steffen Irlinger wurde am 6.3.1967 mit dem Ball am Fuß, einem Buch  in
  der Hand und einem Radio im Handgepäck auf die Welt losgelassen. Schon
  kurz  darauf  wurde  er  D-Jugend   Bezirksmeister   mit   der   Spvgg
  Neckarsteinach. Das Tor zur Nationalmannschaft verbaute er sich in der
  B-Jugend, als ich eine inhaltliche Diskussion mit dem  schnauzbärtigen
  Übungsleiter   anzettelte,   weil  er  einen  seiner  50  Meter  Pässe
  ungenügend gewürdigt hatte. Danach war mir klar, daß wohl ein  anderer
  Günther  Netzer in der Tiefe des Raumes eingesetzt werden würde. Trotz
  der  ein  oder  anderen  Meinungsverschiedenheit  mit  den   leitenden
  Angestellten  durfte  er 1986 sein Abitur bauen. Danach feilten er und
  Nietzsche in aller Ruhe an seiner Persönlichkeit  bis  der  Ernst  des
  Lebens sein übellauniges Haupt hob. Das Schicksal hat es gar nicht gut
  mit mir gemeint und mich nach Mannheim verschlagen. Dort mußte  er  im
  Dienste   der   Arbeiterwohlfahrt  darbenden  Industriellenwitwen  die
  Teppichfalten geraderücken. Obwohl sie des öfteren  sein  ästhetisches
  Empfinden   beleidigten,  pilgerte  er  jedes  zweite  Wochenende  zum
  Alsenweg und  ist  seitdem  fatalistischer  Anhänger  des  SV  Waldhof
  Mannheim.

Eines Nachts hatte er eine Erscheinung: Er saß in einer Diskussionsrunde mit Jaques Derrida, John Peel, Martin Scorsese und Jürgen von Manger. Gemeinsam überredeten sie ihn nach Bochum zu ziehen, um Film- und Fernsehwissenschaften zu studieren. Weil er sich tagsüber bei der Filmanalyse langweilte, beschloß er des nächtens in schmuddeligen Bars und verrauchten Underground-Diskotheken dem richtigen Leben bei der Arbeit zuzugucken. Er suchte sein Glück in den Redaktionsstuben der Zeitgeistpresse - und konnte es nicht finden. Eine hinterhältige Laune des Schicksals verschlug ihn dann hinter die Plattenteller eines drittklassigen Vergnügungsetablissements in Gelsenkirchen-Buer. Dort ist er dann bis auf gelegentliche Ausflüge in die Tiefen des Magazinjournalismus und seine allmonatlichen Besuche bei "Riff" in der Budengasse hängengeblieben. Die Clubs sind besser geworden, die Gagen höher, aber im Grunde meines Herzens ist er immer noch ein schreibender Punkrocker, der sich als House-DJ getarnt hat und darauf wartet, daß der Bundestrainer anruft. Aber bis dahin sitzt er mit Ingo Sänger im "Treibhaus" und wirft mit heißen Scheiben um sich.

Ingo Sänger wurde am 14. April 1968 in Dortmund geboren. Er ist zwar ein geborener 68-er, hat aber trotzdem als erstes seine Discoleidenschaft entdeckt und sich anno ´77 die "Love for Sale" von Boney M. im Supermarkt gekauft. Anschließend trat dann ABBA in sein Leben, um von Status Quo, Kiss und AC/DC abgelöst zu werden. Irgendwie ist er dann Rocker geworden.

Nebenbei mußte er natürlich zur Schule und hatte seltsamerweise Mathe als Lieblingsfach. Zwischen England Pop und Indierock hat er wie bescheuert Tapes aus dem Radio aufgenommen. Vorahnung? Dann fing das Clubleben an. Im legendären Bochumer LOGO passierte es. Hip Hop und Acidhouse. Mit großen Smiley T-Shirts und Trillerpfeifen mußte er dreimal die Woche in Clubs zwischen Bochum und Dortmund tanzen gehen. Trotzdem hat er dann sein Abitur gemacht und ein Geographiestudium in Bochum angefangen. Nebenbei fing er an, Plattenkritiken im "Marabo" zu schreiben, DJ im Bochumer LOGO zu werden und eine Radiosendung im Dortmunder Offenen Kanal mit Schwerpunkt Hip Hop/Ragga zu machen.

Hier wurde ihm bewußt, daß Musik offenbar eine Rolle in seinem Leben spielt. In dieser Zeit lernte er übrigens den damals noch langhaarigen Steffen Irlinger kennen - Ruhrgebiets Rocker eben. Naja, die DJ-Laufbahn ging dann weiter bis zu eigenen Abenden in Köln, Mühlheim und Essen in der House Disco Rote Liebe. Bei NTT Medien saßen dann auch nur Rocker rum, wo ihm die Aufgabe zugetragen wurde, den Tanzkram zu promoten. Wie gehabt House, Hip Hop, Jungle und Ragga. Mit seinem Studium ist er auch fast fertig und mit meiner langjährigen Freundin ist er immer noch nicht zusammengezogen. Ist halt kein Platz, weil überall House Maxis rumstehen. Und Rocker ist er auch noch - im Herzen.

(Quelle: WWW-Server des WDR, http://www.wdr.de)


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